Stuttgarter Nachrichten:

"Fellbach und Rems-Murr-Kreis", vom 11.04.2011 02:40 Uhr

 

"ÄRZTEHAUS AM RÖMERBAD"

 
 
Baulücke Eigentlich sollte bereits 2003 ein Geschäftshaus an der Durchgangsstraße von Murrhardt gebaut werden. Damals wurde eigens das alte Kino abgerissen. Doch dann wurde das Projekt gestoppt. Seither klaffte dort eine unschöne Baulücke. Gesundheitshaus Jetzt entsteht auf dem Areal am Obermühlenweg ein Ärztehaus. Außer mehreren Praxen und einem ambulanten OP-Bereich sollen eine Apotheke, ein Friseur, ein Optiker, eine Fußpflegepraxis, ein Café und kleinere Läden eingerichtet werden. Im Untergeschoss ist bereits eine Tiefgarage mit 60 Stellplätzen fertiggestellt.

Baustopp Wegen des unerwarteten Römerfundes wurden die Bauarbeiten im Herbst vergangenen Jahres für mehrere Wochen gestoppt. Laut Ulrich Orvat, dem Bauleiter des Schwäbisch Haller Architekturbüros Gerhard Röhm, liegt das dreigeschossige Gebäude trotzdem im Zeitplan. Der Rohbau wächst, noch in diesem Monat sollen die ersten Fenster eingebaut werden, Ende des Jahres soll alles fertig sein. Als Name für das Gebäude ist "Ärztehaus am Römerbad" im Gespräch. fro

 

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Murrhardter Zeitung
Murrhardt & Umgebung 04.01.2011

 

"ÄRZTEHAUS UND RÖMERBAD GESCHAUKELT"



 

Jahresrückblick von Bürgermeister Gerhard Strobel: Die Funde am Obermühlenweg waren das Ereignis 2010

 

Die Römerfunde am Obermühlenweg haben das Jahr 2010 geprägt. Bürgermeister Gerhard Strobel erinnert sich an die „fantastische Geschichte des Ärztehauses am Römerbad“ und an weitere wichtige Ereignisse des vergangenen Jahres.

Letzter Akt Römerfunde 2010: Eine Spezialfirma barg Ende November Teile der Gebäudereste amObermühlenweg.
Archivfoto: E. Layher

MURRHARDT (pm). Für Bürgermeister Dr. Gerhard Strobel war auch 2010 ein Jahr der Herausforderungen. Er blickt zurück: „Finanziell gerieten wir durch Steuer-Einbrüche und weiter ansteigende Belastungen, beispielsweise durch eine Rekord-Erhöhung der Kreisumlage, nicht aus dem Sog der Finanzkrise, die 2008 begonnen hatte. Bereits im Haushalt 2009 mussten Notverkäufe städtischer Immobilien vorgesehen werden, um den Haushalt auszugleichen. Mit dem Verkauf des ehemaligen Feuerwehr-Gerätehauses, des Schafhauses und einer Wohnimmobilie ist dies teilweise gelungen.“

Ein Ereignis wird zweifellos auch später noch in Erinnerung bleiben: Das Ärztehaus am Römerbad – eine geradezu fantastische Geschichte, wie Strobel schreibt. Doch der Reihe nach: Der erste Versuch, die Gesundheitsversorgung in Murrhardt durch ein Ärztehaus auf dem Alten Postareal zu sichern, musste 2009 begraben werden. Anfang des Jahres kam man mit den interessierten Ärzten für einen zweiten Standort, dem Obermühlen-Areal, wieder ins Gespräch. Ein Investor wurde gefunden, und in vielen Abstimmungen konnte der Weg für ein Murrhardter Ärztehaus freigemacht werden. Am 21. September fand der Spatenstich statt. Nur einen Tag später wurden dort Reste einer römischen Kanalisation gefunden. Die Baustelle wurde für zwei Monate zur archäologischen Grabungsstelle. In einem beispielhaften Prozess konnten die äußerst unterschiedlichen Interessen von Investor und dem Denkmalschutz unter einen Hut gebracht werden. Das Landesdenkmalamt verkürzte die Grabungszeit von sechs auf zwei Monate, und der Investor setzte seinerseits alles daran, diese Einschränkung mit den bereits vertraglich gebundenen Firmen in einen neuen Zeitplan einzubinden. Und so kam es, dass Murrhardt am 14. November einen wahrhaft einmaligen Tag erleben durfte: Bei herrlichem Herbstwetter konnten 1000 Besucher beim „Tag des offenen Römerbads“ die Schätze der Vergangenheit besichtigen. Im Anschluss wurden die eindrucksvollsten Teile dieses Erbes durch eine Spezialfirma geborgen. Sie sollen später in unmittelbarer Nähe ausgestellt werden. Am 1. Dezember schließlich konnten die Bauarbeiten zum Ärztehaus fortgesetzt werden.

Fast gleichzeitig mit dem Ärztehaus wurde ein anderes Projekt entwickelt: Ein Fachmarktzentrum auf dem westlichen Areal der ehemaligen Schweizer-Lederfabriken. Da manche eine Konkurrenz zwischen den beiden Projekten um Mieter befürchteten, sprach sich der Gemeinderat klar für eine Priorität für das Ärztehaus aus. So lange wurde das zweite Projekt ausgesetzt. Im letzten Quartal wurde die Planung weiter vorangetrieben, um das zweigeschossige Fachmarktzentrum zu verwirklichen – nach dem Wunsch der Verwaltung mit einer barrierefreien Fußgänger- und Fahrradbrücke zur Innenstadt. Die Innenstadt-Einzelhändler wurden in zwei Informations- und Diskussionsveranstaltungen in den Entwicklungsprozess eingebunden. Wenn dieses Projekt realisiert werden kann, wird damit ein wichtiges und langfristig verfolgtes Ziel erreicht sein, das bereits durch das Einzelhandelskonzept von 2006 vorgegeben war: Den großflächigen Einzelhandel direkt an die Innenstadt anzubinden und nicht nur mit dem Auto, sondern auch zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln einfach erreichbar zu machen.

Im Rahmen des Konjunkturpakets II investierte Murrhardt insgesamt 880000 Euro€, wovon rund 660000 Euro € Fördermittel in die Stadt flossen. Schwerpunkt der Maßnahmen war die energetische Sanierung der Grundschule Fornsbach, der Kindergärten Kirchenkirnberg, Elsas-Haus Murrhardt, des Kurt-Hein-Kindergartens Alm und des Amtshauses im Klosterhof. An weiteren städtischen Baumaßnahmen konnte der Umbau des alten Feuerwehr-Gerätehauses in ein „Kommunales Kino“ mit Mehrfachnutzung als Tagungs- und Veranstaltungsort vorangetrieben werden. Die Eröffnung im Frühjahr 2011 steht bevor.

Baubeginn war 2010 auch für einen Waldorf-Kindergarten an der Trailhofstraße sowie für die seit etwa 10 Jahren geplante Bahnunterführung Maienweg, einem Projekt der Deutschen Bahn. Für ein anderes Bahnprojekt hatte die Stadt Murrhardt, zusammen mit allen anderen Murrtal-Kommunen jahrelang gekämpft. Nun soll es 2011/2012 verwirklicht werden: der Kreuzungsbahnhof Fornsbach. Nachdem der Riesbergturm 2008 einem Feuer zum Opfer fiel, war die Einweihungsfeier des neuen Turms am 25.September inklusive Grillstelle ein Freudentag für alle Wanderer, Familien und Griller. Die Stadt unterstützte die Anlage einer Mountainbike- und Downhill-Strecke bei Siebenknie – den „Bike-Park“.

Das Konzept „Murrhardt regenerativ“ machte weiter Fortschritte. So wurde die Hackschnitzel-Nahwärme-Anlage Brunnen II deutlich erweitert und die Vorarbeiten für eine Holzhackschnitzel-Nahwärmeversorgung der Weststadt geleistet.

Das von der Verwaltung dringend empfohlene „Mobilitätskonzept Murrhardt“ scheiterte zum zweiten Mal im Gemeinderat. Mithilfe der Erfahrung von Fachleuten sollten die Verkehrswege insbesondere in der Innenstadt optimiert, die Parkraum-Situation verbessert und die Möglichkeiten für Fußgänger, Fahrradfahrer und Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs zukunftsfähig gemacht werden. Dennoch konnte ein Teilkonzept entwickelt werden, ein Verkehrs-Leitsystem, das 2011 umgesetzt werden soll.

Geglückt ist das Projekt „Brückenschlag“: In Zusammenarbeit zwischen Stadt, evangelischer Kirche und Paulinenpflege wurde eine Stelle für mobile Sozialarbeit eingerichtet, die sich einerseits um Jugendliche auf der Straße kümmert, andererseits die evangelische Jugendarbeit unterstützt.

Als Maßnahmen zur Eindämmung der Hochwassergefahr wurden vom Wasserverband die Grobplanungen für die Hochwasser-Rückhaltebecken Mahd und Gaab und Oppenweiler vorangetrieben. Beim Becken Gaab wird eine Umverlegung der Landesstraße L1149 notwendig. Mit dieser Planung können gleichzeitig zwei unfallträchtige Kreuzungen zu Kreisverkehren umgestaltet werden.

Ein sportliches Ausnahme-Ereignis war zweifellos die Austragung der Modellboot-Weltmeisterschaft am Waldsee. Eine Woche lang maßen sich Champions aus der ganzen Welt mit den kleinen Flitzern.


Link: http://www.bkz-online.de/node/212189